von Walter Gregor
„Im Frühling des deutschen Fußballsportes, wie wir die Zeit von 1900 bis 1910, kurz nach Gründung des Deutschen Fußballbundes zu nennen geneigt sind, hielt das Fußballspiel auch in Bodenheim als einem der ersten Orte des Rhein-Main-Gebietes seinen Einzug“.
So beginnt die Vereinschronik in der Festschrift, die anlässlich des 25jährigen Vereinsjubiläums des VfB im Jahre 1934 herausgegeben wurde. Leider ist von der Festschrift nur noch dieses Fragment vorhanden. Es befindet sich mit ausführlichen Berichten über dieses Jubiläum an Pfingsten 1934 in einem „Buch“, das erfreulicher Weise wieder aufgetaucht ist. 50 Jahre lang galt es als verschollen. Schon in der Festschrift zum 50jährigen Jubiläum wurde dieses Werk ein „schönes und wertvolles Dokument der Vereinsgeschichte“ genannt. Schon damals hatte man die Hoffnung aufgegeben, es je wieder zu finden.
An dieser Stelle sei ganz besonders Günter Achatz vom TV Bodenheim gedankt, dem dieses Buch mit einer alten Mitgliederdatei, die sogar noch die Vereinsgründer enthält, zugegangen war und der beides an den VfB weitergab. So konnten die „weißen Flecken“ in der Vereinsgeschichte um einiges reduziert werden.
Kurze Zeit später wurden auf dem Speicher im Sportheim auch die Korrespondenz des ehemaligen 1. Vorsitzenden Carl Codini und weitere Unterlagen aus den Jahren nach dem 2. Weltkrieg speziell über die Tischtennis- und die Leichtathletikabteilung gefunden. Auch dies gab weitere Einblicke in die Historie des VfB.
Es war der 30. Juni 1909 als der Initiator, Wendelin Acker, mit einigen Fußballbegeisterten, die zum Teil noch keine 20 Jahre alt waren, zusammentrat und den Sportverein Germania 1909 gründete. Als Vereinsfarben wählte man, wie so viele Vereine, die vor dem 1. Welt-krieg gegründet wurden, die Farben Preußens, nämlich schwarz-weiß.
Der Spielbetrieb bewegte sich anfänglich noch im kleinen Rahmen. Ohne einer Organisation anzugehören, wurden lediglich Privatspiele ausgetragen. Daneben beteiligte man sich an Pokalspielen. Bekanntlich wurde damals noch mit sechser Mannschaften gespielt .
Der erste „Sportplatz“ war der Gemeindegarten. Heute befinden sich auf diesem Gelände das Rathaus der Verbandsgemeinde und der Dollesplatz.
Die erste größere Veranstaltung fand im Jahre 1913 statt, als man anlässlich des 4jährigen Stiftungsfestes einen Sportwerbetag durchführte, der allgemein eine gute Resonanz brachte.
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 unterbrach jäh die Aufwärtsentwicklung des Vereins. Die wenigen nicht wehrfähigen Mitglieder versuchten jedoch, das Vereinsleben aufrecht zu erhalten. 14 Mitglieder des noch jungen Vereines kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück.
Mit Kriegsende 1918 wurde der Spielbetrieb in der früheren Weise fortgeführt bis sich der Verein im Jahre 1919 dem Süddeutschen Fußball-Verband anschloss und damit auch Mitglied im Deutschen Fußball Bund wurde. Dies führte zu einer deutlichen Ausweitung des Spiel-betriebes; nunmehr mit 11er Mannschaften.
Ab 1919 lag der Sportplatz östlich der Bahnlinie „Auf den Setzerwiesen“, nachdem man zuvor vom Gemeindegarten auf eine Wiese in dem benachbarten Gebiet „Auf der Harle“ umgezogen war.
Im Jahre 1920 gründete sich in Bodenheim, wie auch in ganz Deutschland, ein Verein der Deutschen Jugendkraft (DJK), einer Sportorganisation der katholischen Jugend als zweiter Fußballverein, der die „Germania“ in arge Bedrängnis und sogar in erhebliche Existenznöte brachte. Bereits nach eineinhalb Jahren löste sich die DJK Bodenheim aber wieder auf. Ein Teil der Mitglieder schloss sich dem TV Bodenheim an und bildete dort eine eigene Fußball-abteilung.
Die damaligen Umstände veranlassten im Jahre 1923 auch den VfB mit dem TV 1848 Bodenheim zu fusionieren. Der Zusammenschluss erfolgte am 1. Okt. 1923. Er war allerdings nicht von langer Dauer. „Lächerliche Kompetenzstreitigkeiten“ (so der Chronist im Jahre 1934) zwischen dem Vorstand des TV Bodenheim und der Fußballabteilung führten bereits nach 6 Monaten wieder zur Trennung.
Die Fußballabteilung des TV Bodenheim machte sich im Frühjahr 1924 unter dem Namen Sportvereinigung 1909 Bodenheim wieder selbstständig. Trotz vielversprechendem Beginn des neuen Vereines kam es bereits 2 Jahre später wieder zu einer Krise. In der Festschrift aus dem Jahre 1934 ist dies so formuliert:
„Wir wollen heute nicht mehr an die Dinge erinnern, die damals die Sportvereinigung niederrissen, noch wollen wir nach denen fragen, die all das herbeiführten, was in jener Zeit ge-schehen ist. Uns genügt die Tatsache zu wissen, dass uns junge Sportler keine Schuld an all dem traf noch treffen konnte. Die es betrifft, sie sind aus den Reihen entfernt oder schamlos gewichen, das vernichtend (Urkunden, Protokolle etc.) was klaren Aufschluss über ihre Tätigkeit hätte geben können. Diese Handlungsweise spricht für sich, sie spricht allein das rechte Urteil in dieser Angelegenheit“.
Diese Formulierung lässt erahnen, dass es damals zu einem heftigen Streit innerhalb des Vereines gekommen war. Einzelheiten sind leider nicht mehr bekannt. Auch in der Festschrift aus dem Jahre 1959 ist von einem „Kampf“ in jener Zeit innerhalb des Vereines die Rede. Die jungen Vereinsmitglieder gingen schließlich als Sieger hervor.
So übernahm der damals gerade erst 18jährige Carl Codini mit anderen jungen Sportlern die Vereinsführung. Es wurde eine neue Satzung geschaffen; der Vereinsname wurde, dem Zeitgeist folgend, auf den noch heute gültigen Namen Verein für Bewegungsspiele 1909 Bodenheim geändert.
Etwa zur gleichen Zeit wurde auf der „Huwies“ (Heuwiese) ein neuer Sportplatz hergerichtet, wo er sich noch heute befindet.
Allen Anfangsschwierigkeiten zum trotz (zeitweise war wieder ein Konkurrenzverein, der „Sport-Club Rot-Weiß“ aufgetreten) gelang es dem jungen Vorstand mit viel Engagement eine positive Entwicklung herbeizuführen. 1928 konnte eine zweite Aktivenmannschaft und eine Jugendabteilung mit ebenfalls zwei Mannschaften gebildet werden. Es folgten eine Handball- und eine Leichtathletikabteilung. Die Zahl der aktiven Sportler im Verein hatte sich innerhalb relativ kurzer Zeit verdoppelt.
Wie schon erwähnt, liegen uns aus der Zeit vom März 1929 bis zum Februar 1935 die Protokolle der Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen vor. Wir haben daher einen vollständigen Einblick in die Vereinseinarbeit jener Zeit.
Aus diesen Protokollen wird das turbulente Vereinsgeschehen dieser Anfangsphase ersichtlich. Ausschluss- und Wiederaufnahmeverfahren waren an der Tagesordnung; ebenso die Niederlegung von Vorstandsposten und die Wiederinstallierung.
In der Mitgliederversammlung vom 2. Februar 1930 wurde von Karl Brückel der Antrag gestellt, eine „Alte Herren“-Mannschaft zu gründen, da „doch wieder genügend alte Fußballer beisammen seien“. Diesem Antrag wurde auch stattgegeben und Karl Brückel, damals Spielausschussvorsitzender, auch in die Zuständigkeit für die „Alten Herren“ berufen.
Im Jahre 1931 verhandelte man mit dem Eigentümer, Herrn Beringer, über den Kauf des gepachteten Sportplatzes. Der VfB bot 2,00 Reichsmark pro Klafter (ca. 3,60 qm); Herr Beringer wollte 6,00 Reichsmark. Aufgrund der erheblichen Differenz kam es zu keiner Einigung. Schließlich verkaufte Herr Beringer das Gelände an den TV Bodenheim. Zwischen dem TV und dem VfB wurde ein Pachtvertrag geschlossen. Der VfB durfte den Sportplatz an jedem 2. und 4. Sonntag des Monats benutzen und zahlte dafür je Spiel, bei dem Eintritt erhoben wurde, 5,00 Reichsmark an den TV Bodenheim.
Höhepunkt des bisherigen Vereinslebens war sicherlich das 25jährige Vereinsjubiläum im Jahre 1934. Die Vorbereitungen begannen bereits vier Jahre zuvor. Die Mitglieder zahlten einen zusätzlichen Obolus, damit der Verein eine bessere finanzielle Grundlage hatte und eine Vereinsfahne erworben werden konnte, die sich noch heute im Besitz des Vereines befindet. Um Kontinuität zu gewährleisten, war der Vorstand für vier Jahre gewählt worden.
An Pfingsten 1934 war es dann so weit. Von Samstag, dem 19. Mai bis Montag, 21. Mai fanden zahlreiche sportliche und kulturelle Veranstaltungen auf dem Sportplatz und in der „Festhalle“ (Festzelt für 2.000 Personen) statt. Die Allgemeine Zeitung berichtete in mehrspaltigen Artikeln und mehreren Fortsetzungen unter der Überschrift „Frohe Festtage in Bodenheim“ sehr ausführlich darüber. Trotz des deutlichen Einflusses der Nationalsozialisten war es ein gelungenes Fest des VfB und der Gemeinde Bodenheim. Auch finanziell war das Jubiläum ein Erfolg und endete mit einem Gewinn von 547,66 Mark. Dies waren immerhin rund. 20 % des Umsatzes.
Den Protokollen der Sitzungen nach dem Jubiläum ist zu entnehmen, dass Vorstand und Mit-glieder, die Zahl hatte sich inzwischen auf 112 erhöht, äußerst zufrieden waren mit dem Festverlauf.
Mit dem Protokoll zur Generalversammlung am 3.2.1935 und dem Nachwort des damaligen Schriftführers Hermann Kleinknecht schließt das 82seitige Werk. In diesem Nachwort wür-digte Hermann Kleinknecht ganz besonders die Vereinsarbeit von drei Vorstandsmitgliedern:
Carl Codini: damaliger Vorsitzender und der Macher im Verein
Adam Schäfer: Fußballobmann, unermüdlich für den Verein tätig
Johann Baptist Acker: Beirat, hervorragende sportliche Leistungen und Förderer der
Kameradschaft
1935/36 konnte die 1. Mannschaft die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte erringen. Bei zehn Vereinen in der damaligen Kreisklasse II erzielte sie 32:4 Punkte bei 15 Siegen, 2 Unentschieden und nur einer Niederlage. Der Aufstieg in die Kreisklasse I gelang allerdings nicht; die Konkurrenten, SV Gau-Algesheim und VfR Rüsselsheim erweisen sich als stärker.
Bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges blieb es bei dem einen Erfolg, obwohl der Verein regelmäßig mit drei bis vier Mannschaften (einschließlich Jugend) am Spielbetrieb teilnahm.
Die Handballabteilung hatte sich inzwischen aufgelöst. Dagegen errang die Leichtathletikab-teilung nach wie vor beachtliche Erfolge.
Einem Zeitungsartikel aus dem Jahre 1936 ist zu entnehmen:
„Im ersten Kampf um die Deutsche Vereinsmeisterschaft trafen sich am Sonntagvormittag in Bretzenheim die Vertreter der C-Klasse. Gesamtsieger blieb erwartungsgemäß der VfB Bodenheim, obwohl er nicht seine besten Kämpfer zur Stelle hatte.“
Als im September 1939 der 2. Weltkrieg über Deutschland und Europa hereinbrach, zählte der VfB Bodenheim bereits 220 Mitglieder. Mit der ständig steigenden Zahl an Einberufungen erlahmte der Spielbetrieb immer mehr und kam 1942 vollends zum Erliegen.
Aber schon 1943 nahm der als Kriegsversehrte heimgekehrte Ferdinand Fell mit einigen Jugendlichen den Sportbetrieb wieder auf; wenn auch unter denkbar schwierigen Umständen.
Sofort nach Kriegsende – im Juni/Juli 1945 – begannen die ersten Heimkehrer wieder Fußball
zu spielen. Mit Zustimmung der französischen Besatzungsbehörde wurden Freundschaftsspiele mit benachbarten Vereinen ausgetragen. Trainer in der unmittelbaren Nachkriegszeit war Helmut Schneider, der später auch Borussia Dortmund trainierte, die damals schon zur deutschen Spitzenklasse zählten.
Trotz oder gerade wegen dieser schwierigen Zeit erhielt der Fußballsport einen ungeahnten Zulauf. Bereits 1949 hatte der VfB 452 Mitglieder. In diesem Jahr erreichte die 1. Mannschaft in der Kreisklasse II hinter Laubenheim und vor Nackenheim den 2. Platz und qualifizierte sich dadurch für ein Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Bezirksklasse gegen Dietersheim, das überlegen und „erwartungsgemäß“ (Allgemeine Zeitung vom 4.9.1949) mit 6:1 gewonnen wurde.
Die 2. Mannschaft wurde im gleichen Jahr sogar Meister ihrer Gruppe.
Geradezu anachronistisch erscheint es, dass die Mannschaften damals auf der Ladefläche eines LKW`s des Transportunternehmens Johann Schornstheimer zu den Auswärtsspielen fuhren; und dies nicht nur in die Nachbarorte, sondern bis nach Waldalgesheim, Bad Kreuznach etc.
In einem Schreiben vom 17.7.1950 an den Landesverband für das Verkehrsgewerbe bat der VfB deshalb, den Antrag des Bodenheimer Transportunternehmers Johann Schornstheimer zum Kauf eines Omnibusses zu befürworten, da es vorgesehen war, den Personentransport auf LKW-Ladeflächen zu verbieten. Dies hätte den Sportverkehr erheblich beeinträchtigt. Leider ist die Antwort des Verbandes nicht mehr vorhanden (sofern es eine gab).
1949 gründeten sich außerdem eine Tischtennis- und eine Kegelabteilung. Die Tischtennisabteilung wurde zunächst von Erwin Wehrheim geführt und bestand aus zwei Mannschaften. Ein Jahr später kam noch eine Jugendmannschaft dazu. Ab 1953 leitete Gerhard Schaub die Abteilung. In den Folgejahren konnten ansehnliche Erfolge verbucht werden, verbunden mit mehrmaligen Aufstiegen in höhere Klassen.
Ihren Höhepunkt hatte die Tischtennis-Abteilung in den Jahren 1960-62 als man in der Landesliga spielte und sogar an den Aufstiegsspielen zur Oberliga teilnahm.
Leider musste 1963 der gesamte Spielbetrieb aufgegeben werden, da wieder einmal keine Spielstätte für Tischtennis vorhanden war. Gute Spieler wanderten zu Nachbarvereinen ab und waren für den VfB verloren.
Die Kegelabteilung (K.C. 13) entstand auf Initiative von August Pahle. Sie diente primär der Geselligkeit. Lediglich mit benachbarten und befreundeten Clubs wurden Wettbewerbe ausgetragen. Diesen Grundgedanken behielt die Abteilung während ihres gesamten Bestehens bei.
Die Saison 1951/52 war die bis dahin erfolgreichste der Fußballabteilung. Sowohl die 1. als auch die 2. Mannschaft wurden bereits vorzeitig Meister ihrer Klassen (Bezirksklasse Rheinhessen). Technische Übungsleiter, wie es damals hieß, waren Horst Riengies (seit August 1947) und Walter Löblein. Der VfB Bodenheim stieg in die 2. Amateurliga Rheinhessen auf, in der sich der Verein 14 Jahre halten sollte. Kein anderer Verein gehörte dieser Liga so lange ununterbrochen an. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass während dieser Zeit (Ende der 50er Jahre/Anfang der 60er Jahre) die beiden mit zu den besten Bodenheimer Spielern zählenden Norbert Bieger und Adam Hochgesand als Vertragsspieler in Mainz-Weisenau spielten und dort zu den Stammspielern gehörten.
Von den damaligen Zuschauerzahlen können heute sogar höhere Klassen nur träumen. Zu Spitzenspielen oder Lokalderbys kamen teilweise 1.000 Zuschauer und mehr.
Wie gut der VfB zu dieser Zeit dastand und welches Engagement die Mitglieder hatten, zeigt auch der Baubeginn des Sportheimes in Eigenleistung im Jahre 1948 und die Fertigstellung 1952. Der verfallene Eisenbahnwagen, die Pumpe und der alte Schuppen, der als Umkleidekabine genutzt wurde, hatten endlich ausgedient. Zusätzlich konnte eine Gaststätte in Betrieb genommen und zwei Wohnungen vermietet werden. Für die Aktiven stand nun ein für damalige Verhältnisse komfortables Gebäude für das Umziehen und Duschen bereit. Mit Recht waren und sind die Beteiligten am Bau des Sportheimes stolz auf diese Leistung. Nicht zu verkennen sind auch die Pacht- und Mieteinnahmen, die dem Verein seitdem zusätzliche Einnahmen brachten und heute noch bringen.
Der Baubeginn erfolgte unter dem damaligen Vorsitzenden Willi Kiesewetter; die Fertig-stellung unter Carl Codini, der, nachdem er ein halbes Jahr zuvor zum Ehrenvorsitzenden gewählt worden war, nochmals die Führung des Vereines übernahm.
Für den Bau des Sportheimes wurden insgesamt rund. DM 40.000,-- ausgegeben; damals eine Menge Geld. Hierin sind die erheblichen Eigenleistungen des Vereines noch unberücksichtigt. An Darlehen benötigte man lediglich DM 11.400. Der „Rest“ wurde vom Verein und von Mitgliedern aufgebracht bzw. durch Zuschüsse finanziert. Bereits 1959 war der Verein wieder schuldenfrei.
Sehr erfolgreich waren zu jener Zeit wieder die Leichtathleten des VfB. Der Verein stellte Kreis- und Landesmeister. 1953 dann der große Erfolg: Bei den damaligen Vereinsmeisterschaften des Deutschen Leichtathletikverbandes der Klasse D, an der sich 369 Vereine beteiligten, wurde der VfB bester Verein Rheinhessens und viertbester Verein in der ge-samten Bundesrepublik mit folgender Besetzung: Karl Beitz, Heini Bieger, Peter Kern, Josef Riebel, Karl-Heinz Roth und Julius Wagner.
Karl Beitz und Klaus Hieronymus wurden damals sogar in die deutsche Ländermannschaft beim Länderkampf gegen Luxemburg berufen.
Der Sportplatz „Auf der Huwies“ war inzwischen zu einem Schlackenplatz geworden. Unter Mithilfe der französischen Besatzer wurde das Spielfeld mit einer Drainage versehen und mit Schlacken aufgefüllt . Außerdem wurde eine Holztribüne erstellt .
Generationen von Bodenheimer Fußballern sind wegen dieser Schlacken schwarze Krümel in die Haut –insbesondere im Knie- eingewachsen. Die Allgemeine Zeitung betitelte am 22.2.1959 einen Spielbericht mit „Elf kleine Negerlein“. Anlass war ein Spiel gegen die Sportfreunde Dienheim. Der Platz war damals so aufgeweicht, dass die 22 Akteure nach dem Schlusspfiff wohl von Kopf bis Fuß schwarz waren.
Im Jahre 1956 war es zu einem Wechsel an der Vereinsspitze gekommen. Auf Carl Codini folgte nun Johann Baptist Acker; erneut ein Glücksfall für den Verein. Der damals 46jährige J. B. Acker betrachtete den VfB Bodenheim als sein Lebenswerk. Als hervorragender Spieler, Spielführer, Spielausschussvorsitzender, Vorstandsmitglied auf verschiedenen Positionen und Stimmungskanone hatte er den VfB schon Jahrzehnte lang mitgeprägt.
Nicht hoch genug würdigen kann man die Leistung von Carl Codini, der insgesamt 25 Jahre lang den Verein führte. Er wurde wieder als Ehrenvorsitzender bestätigt. Codini war sogar über die Grenzen Bodenheims hinaus als Persönlichkeit bekannt. So wird er in einem Schreiben vom 11.8.1951 vom Schatzmeister des Sportbundes Rheinhessen dringend ge-beten, an der Vertretertagung des Sportbundes in Alzey teilzunehmen, da „gewandte Debattenredner -zu diesen zähle ich auch Dich-“ anwesend sein sollten, um ihre Interessen zu vertreten.
Im Jahre 1951 wurde ihm für seine Verdienste um den Sport vom Bundesvorstand die Bundesehrennadel des Sportbundes Rheinhessen verliehen.
Nächster Höhepunkt im Vereinsleben war das 50jährige Jubiläum des VfB. Über Pfingsten 1959 feierte der VfB ein großes Fest; „so wie es kaum schöner je in Bodenheim gefeiert wurde“ (Zitat aus dem Festbuch anlässlich des 75jährigen Jubiläums). Im 2.500 Besucher fassenden voll besetzten Festzelt im Gemeindegarten fand der Festkommers und ein bunter Nachmittag statt. Ein zwei Kilometer langer Festzug mit allen Orts- und vielen Nachbarvereinen zog Sonntags nachmittags durch die festlich geschmückten Ortsstraßen.
Schirmherr des Jubiläums war der ehemalige Bundestrainer Helmut Schön (damals noch Assistent von Sepp Herberger). Aus dieser Verbindung entwickelte sich zwischen Helmut Schön und dem VfB -hervorragend vertreten durch J. B. Acker- eine Jahre lange Freundschaft. Dies bezeugen nicht nur regelmäßige Weihnachts- und Neujahrsgrüße, sondern auch gegenseitige Besuche der Eheleute Acker und Schön und ganz persönliche Schreiben.
Geradezu rührend ist es, wenn Helmut Schön am 27.9.1985 an J. B. Acker u. a. schreibt:
„Franz Beckenbauer macht seine Sache sehr gut und ist erfolgreich; und das ist eine große Beruhigung.“ (Franz Beckenbauer war damals Teamchef der deutschen Nationalmannschaft)
1959 erfolgte auch die Wiedergründung der AH-Abteilung durch Walter Löblein, die damit im Jahre 2009 bereits wieder 50 Jahre besteht.
In den folgenden Jahren verlief das Vereinsleben in ruhigeren Bahnen. Der Fußballsport hatte sich längst etabliert -nicht zuletzt durch den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954- und war zum Volkssport Nr. 1 in Deutschland geworden.
Rückschläge in dieser Zeit musste die Leichtathletikabteilung hinnehmen. Gründe hierfür waren fehlendes oder schlechtes Übungsgelände, keine Lauf- und Kampfbahnen, der Weggang von talentierten Sportlern zu reinen Leichtathletikvereinen. Dies führte dazu, dass 1963 der VfB 09 und der TV 1848 eine Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) gründeten. Abteilungsleiter wurde der VfBler Julius Wagner, der sich gemeinsam mit Josef Riebel Jahrzehnte lang für die Bodenheimer Leichtathleten einsetzte.
Durch diese Neuordnung konnten nochmals nennenswerte Erfolge auf Kreis- und Landesebene errungen werden.
1966 übernahm der bisherige 2. Vorsitzende, Herbert Engel, die Vereinsführung. Mit ihm traten junge Kräfte mit in den Vorstand ein.
Im gleichen Jahr musste der Abstieg der 1. Mannschaft in die A-Klasse Rheinhessen hingenommen werden, nachdem man sich zwei Jahre lang als Drittletzter der Tabelle gerade noch gerettet hatte. In den folgenden Jahren bewegte sich die Mannschaft im Mittelfeld der neuen Klasse.
1968 kam es erneut zu einer Veränderung in der Vereinsführung. Auf Herbert Engel folgte der erst 25jährige Peter Josef Franz als Vorsitzender des mit nunmehr über 500 Mitgliedern damals größten Vereins in Bodenheim.
Ein Jahr später feierte der VfB sein 60jähriges Bestehen wieder im großen Rahmen. Schirmherr des Festes war wiederum Helmut Schön, inzwischen DFB-Bundestrainer. Festkommers, bunter Nachmittag, Festball und vieles mehr fanden erneut in einem Festzelt im Gemeindegarten statt. An Pfingstmontag zog ein großer Festzug durch die Ortsstraßen. Der sportliche Teil bestand aus mehreren interessanten Fußballspielen (u.a. Rheinfrontauswahl gegen Mainz 05; VfB AH-Mannschaft gegen Eintracht Frankfurt AH), die sich über die Festwoche verteilten. Selbstverständlich waren auch alle Jugendmannschaften des VfB in dieser Sportwoche aktiv. Leider waren die Veranstaltungen aus finanzieller Sicht gesehen kein Erfolg.
Trotz großem Engagement von Vorstand und Vereinsmitglieder ging auch die Feier des 65jährigen Jubiläums im Jahre 1974 finanziell daneben. Letztmals war im Gemeindegarten ein großes Festzelt aufgebaut worden. Aber auch attraktive Programme vermochten nicht, dieses Zelt zu füllen. Unglücklicherweise ging kurz vor der Hauptveranstaltung (bunter Abend) ein Wolkenbruch nieder und setzte das Zelt unter Wasser. Viele Bodenheimer wurden dadurch vom Besuch der Veranstaltung abgehalten.
Sportlich war der VfB erfolgreicher. Im Jubiläumsjahr belegte die 1. Mannschaft Platz drei (Punktgleich mit dem Zweiten) in der A-Klasse Rheinhessen-Nord. Ein Jahr später schaffte sie den Aufstieg in die Bezirksliga (früher 2. Amateurliga). Unter dem damaligen Trainer Richard Schiffmann konnte mit einem Punkt Vorsprung der 1. Platz vor den punktgleichen Mannschaften aus Hechtsheim und Gensingen erreicht werden.
Zwei Jahre lang hielt sich der VfB in dieser Klasse. Dabei kam es im September 1976 beim Spiel im Mainzer Bruchweg-Stadion gegen die 1b Mannschaft von Mainz 05 zu einem Kuriosum, das den VfB Bodenheim am nächsten Tag in die Bildzeitung brachte. Die Überschrift dies Artikels lautete: „Plötzlich rannte Susi ins Tor – und hielt. Das war noch nie da: Eine Dackelhündin stoppte Angriff beim Fußballspiel“.
Was war geschehen? Bei einem Flachschuss des VfB-Stürmers Willi Kirch flitzte der Dackel des Schatzmeisters von Mainz 05 auf das Spielfeld, stürzte sich kurz vor der Torlinie auf den Ball und verhinderte so, dass dieser die Linie überschritt. Statt des Balles landete der Dackel im Netz. Trotzdem gewann der VfB 3:1 (den Dackel nicht mitgezählt).
1977 musste der VfB erneut in die A-Klasse absteigen. Vier Jahre lang spielte der VfB in dieser Klasse, bis 1981 ein nochmaliger Abstieg in die B-Klasse folgte. Das Entscheidungs-spiel gegen Gau-Algesheim, das man als Drittletzter gegen den Viertletzten austragen musste, ging mit 4:1 verloren. Im gleichen Jahr stieg auch die 1b-Mannschaft in die C-Klasse ab; sie hätte auch so nicht mehr in der B-Klasse spielen können.
Mit einem neuen Trainer, Hans Dieter Burghardt, ging der VfB den sofortigen Wiederaufstieg an. Wenn es auch im ersten Jahr noch nicht klappte (man wurde „nur“ Zweiter hinter Moguntia 1896 Mainz), so errang der VfB im Jahr darauf überlegen die Meisterschaft; lediglich zwei Spiele wurden verloren.
Wie sich aber die Ansprüche der Spieler inzwischen verändert hatten und wie zu dieser Zeit das in die Jahre gekommene VfB-Sportheim bewertet wurde, zeigt ein Artikel von Gerhard Koob in den VfB-Nachrichten vom 23.1.1977:
„Von einem Torwart der (sich) auszog, um zu duschen....
Nach dem Spiel bzw. Training müssen die Akteure, um in den Genuss der einzigen noch laufenden Dusche zu gelangen, nackt über den eiskalten Gang (besonders angenehm in den Wintermonaten) laufen.
Zeigt man noch Verständnis über die Möglichkeit, den bewundernden Blicken der weiblichen Gaststättenbesucher ausgesetzt zu sein, so wird diese Freude spätestens am Eingang zum Duschraum verfliegen; stehen doch da gut 20 Mann voller Hoffnung, in den nächsten Stunden einige Wassertropfen erkämpfen zu können.
Wird dann noch versäumt, rechtzeitig „Duschzehner“ nachzuwerfen, ergießt sich ein Strahl eiskalten Wassers über denjenigen, der es mit allen erdenklichen Tricks geschafft hat, die begehrte „Wasserstelle“ zu erobern.
Bleibt einem das Glück weiterhin hold und man kommt unverletzt und fast seifenfrei bis zur rettenden Kabine, kann man die Strapazen bei einem Bier und der TAGESCHAU-SPÄTAUSGABE vergessen machen“
Dass diese Zustände im Sportheim nicht mehr zeitgemäß waren, blieb natürlich auch dem Vorstand nicht verborgen. So wurden ab 1978 Gaststätte, Wohnung und vorhandene Umkleidekabinen renoviert und eine weitere Kabine, eine große Dusche sowie ein Geschäftszimmer neu angebaut. Auch dieser neue Kraftakt erfolgte überwiegend in Eigenleistung und mit sehr viel Engagement vieler Vereinsmitglieder unter dem Planer Anton Darmstadt. Nicht wenige Mitglieder vertraten damals die Meinung, das alte Gebäude ganz abzureißen und ein neues Sportheim zu bauen. Diese „große Lösung“ hätte der Verein damals allerdings finanziell nicht stemmen können.
1980 stellte sich Peter J. Franz wegen starker beruflicher Belastung nicht mehr zur Neuwahl. Es bedurfte zwei Mitgliederversammlungen, um einen Nachfolger zu finden. Schließlich erklärte sich der bereits zur Institution gewordene, erfahrene und schon drei Jahrzehnte für den VfB als Spieler, Trainer, Vorstandsmitglied, Abteilungsleiter und vieles mehr tätige Walter Löblein bereit, die Vereinsführung zu übernehmen.
Im August des gleichen Jahres wurde auch die neue Sport- und Festhalle „Am Guckenberg“ fertiggestellt. Damit eröffneten sich für die Sportvereine ganz neue Dimensionen. So konnte zum Beispiel der TV 1848 endlich seine Handballspiele in Bodenheim austragen; der VfB hatte wieder die Möglichkeit, Tischtennis zu spielen. Die kleine Gymnastikabteilung, die ihre Übungsstunden bislang in der Schule durchführte, erhielt ungeahnten Zulauf und vergrößerte sich auf über 70 Personen (ca. 50 Frauen und ca. 20 Männer).
Abteilungsleiter der wieder gegründeten Tischtennisabteilung wurde Dieter Hannemann. Durch die nun guten Spielmöglichkeiten erhöhte sich auch in dieser Abteilung die Mitgliederzahl auf 40 Personen, von denen 32 Tischtennis spielten.
Erstmals fanden auch Hallenfußballspiele in Bodenheim statt. In den Wintermonaten wurden zahlreiche Jugend- und Aktiven-Turniere veranstaltet; teilweise unter äußerst attraktiver Beteiligung (A-Jugend-Mannschaften von Bundesligavereinen). Besonders großer Beliebt-heit erfreute sich das Turnier der Bodenheimer Vereine. Alle, die Fußballer ausgenommen, durften mitspielen. Die Tribüne der neuen Sporthalle war bei den Spielen voll besetzt; es herrschte eine tolle Stimmung.
1984 feierte der VfB sein 75jähriges Vereinsjubiläum. Die Veranstaltungen wurden erstmals in der Sport- und Festhalle durchgeführt. Schirmherr war zum dritten Male Helmut Schön (nunmehr Alt-Bundestrainer), der inzwischen von den Mitgliedern zum Ehrenmitglied ernannt worden war, obwohl er noch nie Mitglied im Verein war. Eine Ehre, die in der Vereinsgeschichte bisher einmalig ist.
Die Zeit der ganz großen Feste, an denen sich die gesamte Bodenheimer Bevölkerung beteiligte, war aber vorbei. Das Fernsehen, die gestiegenen Ansprüche und die jetzt vorhandene Mobilität hatten das Interesse für Vereinsfeierlichkeiten deutlich gemindert. Der Schwerpunkt des Festes lag nicht mehr auf den gesellschaftlichen, sondern auf den sportlichen Veranstaltungen.
Trotzdem konnte der Vorsitzende Walter Löblein zum Jubiläumsabend in der gut besuchten Sport- und Festhalle viele Ehrengäste begrüßen, die gemeinsam mit den VfB-Mitgliedern feierten. Bodenheimer Ortsvereine und die Gonsbachlerchen gestalteten das Programm. Für den verhinderten Helmut Schön überbrachte der ehemalige Kaiserslauterer Nationalspieler, Karl Schmidt, die Grüße des Schirmherren.
Bei den in der Sportwoche durchgeführten Spiele ragten die Begegnungen der 1. Mannschaft gegen die 1. Mannschaft des FSV Mainz 05 (damals Oberliga) und gegen eine Kreisauswahl sowie das Spiel der Bodenheimer AH gegen eine ZDF-Prominentenauswahl heraus. Das letzt- genannte Spiel wurde vom damaligen ZDF-Sportreporter Wolfram Esser live in der Art eines Bundesligaspieles kommentiert. Die zahlreich erschienenen Zuschauer verfolgten das Spiel mit großer Aufmerksamkeit und gebanntem Schweigen.
1990 kam es noch einmal zu einem Quantensprung bei den Bodenheimer Sportstätten. Die Gemeinde Bodenheim hatte viel Geld in die Hand genommen. Der Sportplatz wurde völlig umgestaltet und erheblich erweitert. Das Hauptspielfeld erhielt einen Kunstrasen; daneben wurde ein Kleinspielfeld mit Naturrasen, eine 100m Tartanbahn, ein Handball- und Basketballfeld sowie weitere Leichtathletikanlagen geschaffen. Auf Anregung des VfB-Vorstandes hatten sich die Gemeindevertreter dazu entschlossen, den damals noch recht seltenen Kunstrasen als Platzbelag zu wählen. Wie gut diese Entscheidung war, beweist, dass seitdem kaum noch ein Spiel der Witterung zum Opfer fiel und Kunstrasen inzwischen Standart beim Sportplatzbau ist. Die alten roten Tennenplätze haben ausgedient.
Auf Initiative von Herbert Engel wurde in den 80er Jahren der Jugendförderkreis gegründet. Ziel war es, der VfB-Jugendabteilung auch neben dem Spielbetrieb ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. So wurden u. a. Mehrtagesausflüge, Grillfeste und Besuche von Bundesligaspielen durch die Spenden der Mitglieder finanziert.
Wiederbelebt wurde der Jugendförderkreis im November 1990 durch Ingo Riebel, der diesen Förderkreis noch heute führt. Der VfB-Vorstand würde sich sehr freuen, wenn das 100jährige Bestehen des Vereins dazu beitrüge, wieder neue Fördermitglieder zu gewinnen. Gerade die eigene Vereinsgeschichte zeigt, dass es immer dann aufwärts ging, wenn sich genügend junge Leute engagierten.
Am 14. Januar 1991 bereitete der VfB Bodenheim seinem damaligen Schriftführer Georg Weber eine besondere Ehrung. Genau an diesem Tag vor 25 Jahren war Georg Weber erstmals in diese Position gewählt worden und hatte sie seitdem inne. Der seit 1988 den Verein führende Ewald Pfeiffer hielt die Laudatio vor Vertretern des SWFV und des öffentlichen Bodenheimer Lebens. Unter fünf Vorsitzenden hatte Georg Weber „gedient“ und war aus dem Vorstand des VfB gar nicht wegzudenken.
Seit 1983 spielte die 1. Mannschaft des VfB in der Bezirksklasse Rheinhessen Nord und bewegte sich meist im Mittelfeld der Tabelle. In der Saison 1992/93 änderte sich dies. Mit dem neuen Spielertrainer Günter Loos (ein Bodenheimer Eigengewächs, das lange Zeit in der Fremde gespielt und als Trainer tätig war) stießen einige neue Spieler zum VfB und erhöhten schlagartig die Spielqualität, insbesondere die Offensive. Von Rundenbeginn an spielte der VfB vorne mit und wurde schließlich doch nur Zweiter hinter Zornheim trotz des über-ragenden Torverhältnisses von 94:36. Noch besser machte es die Reservemannschaft, die vor Zornheim mit 121:36 Toren und 45:11 Punkten Meister ihrer Klasse wurde.
Das gleiche Schicksal erlitt die 1. VfB-Mannschaft auch in den zwei Folgejahren. Immer gehörte sie zur Spitzengruppe, immer war eine Mannschaft einen Tick besser bzw. glücklicher. Im Jahre 1993/94 war dies Sprendlingen, danach die Amateure von Mainz 05. In der Allgemeinen Zeitung wurde dem VfB schon die Rolle des tragischen Helden zugesprochen. Nicht zuletzt deshalb wurde sogar der Aufstiegsmodus durch den Fußballverband geändert; ab 1995/96 berechtigte der 2. Tabellenplatz zu einem Relegationsspiel um den Aufstieg. Für Bodenheim kam diese Änderung jedoch zu spät, da man in diesem Jahr den Aufstieg als Tabellenerster sowieso schaffte. Die 2. VfB-Mannschaft wurde dagegen dreimal in Folge Klassenmeister. Auch die 1b-Mannschaft errang die Meisterschaft in der C-Klasse Süd.
Wie stark das Bodenheimer Team damals war, beweisen auch die Pokalerfolge im Jahre 1994/95. Mit dem SV Guntersblum, dem TuS Neuhausen und dem SVW Mainz wurden gleich drei Landesliga-Mannschaften besiegt. Erst die Verbandsliga-Spitzenmannschaft RWO Alzey schlug die Bodenheimer vor 600 (!) Zuschauern mit 3:0. Ein ähnlicher Erfolg im Pokalwettbewerb konnte erst wieder 10 Jahre später erreicht werden, als die Mannschaft die 3. Verbandspokalrunde erreichte und erst gegen den Oberligisten Mechtersheim mit 1:9 ausschied (dann aber bereits als Landesligamannschaft).
Wie schon erwähnt wurde die 1. Mannschaft 1995/96 Meister der A-Klasse Nord mit einem Vorsprung von 14 Punkten. 24 der erzielten 99 Treffer steuerte Holger Hedderich bei und war damit mit Abstand bester Torschütze der Liga.
In den darauf folgenden fünf Jahren belegte der VfB in der Bezirksliga jeweils Plätze im vorderen Tabellendrittel und war damit sehr zufrieden. 2001/02 war der VfB schon der Ge-heimtipp für die Meisterschaft. Auf dem heimischen Kunstrasen galt die Mannschaft als nahezu unbezwingbar (Allgemeine Zeitung vom 10.8.2001). Die Vorschußlorbeeren waren auch angebracht. Mit einem Vorsprung von 14 Punkten vor SVW Mainz wurden die Bodenheimer erstmals Meister der Bezirksliga Rheinhessen und stiegen in die Landesliga Südwest-Ost auf. Alle 15 Heimspiele wurden gewonnen, teilweise vor 450 Zuschauern. Mit dem Spielertrainer Jasmin Sinanovic (ehemaliger jugoslawischer Profi) hatte die Mannschaft nochmals an Spielstärke gewonnen.
Ebenso erfolgreich war in diesem Jahr die 1b-Mannschaft. Sie schaffte neben der Meisterschaft der Kreisklasse auch den Sieg im Kreispokal und somit das „Double“. Nie war ein Fußballjahr für den VfB erfolgreicher; laut Allgemeine Zeitung vom 15.6.02: „Der größte Erfolg in der VfB-Geschichte.“
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass in jenen Jahren die beiden Mannschaften beim Fairplay-Wettbewerb des SWFV immer mit an der Spitze standen. Der VfB Bodenheim war sogar als einziger Verein des Kreises Mainz bei allen zehn bis dahin durchgeführten Wettbewerben immer unter den drei Erstplatzierten dabei (dies setzte sich übrigens bis ins Jahr 2008 fort). 2002 wurde der Verein deshalb „als fairster Klub im Südwestdeutschen Fußball-Verband“ besonders geehrt.
Veränderungen hatte es inzwischen auch an der Vereinsspitze gegeben. Ewald Pfeiffer stellte in der Mitgliederversammlung vom Oktober 2000 aufgrund „enormer anderweitiger Verpflichtungen“ sein Amt zur Verfügung. Auch der 2. Vorsitzende und der Schatzmeister traten zurück. Da keine Nachfolger gefunden wurden, erklärten sich alle Drei glück-licherweise bereit, die Vereinsgeschäfte kommissarisch für ein Jahr weiterzuführen.
Bei der nächsten Mitgliederversammlung im November 2001 konnte wieder ein kompletter Vorstand gefunden werden. Erstmals wurde eine Frau, Angelika Müller-Sturm, an die Spitze des Vereins gewählt. Die Allgemeine Zeitung titelte dazu außerdem „Nackenheimerin wird neue VfB-Vorsitzende“.
Mit dem Aufstieg in die Landesliga begann ein neues Kapitel in der langen VfB-Geschichte. Erstmals musste man teilweise über 100 km anreisen. Man spielte in Städten wie Lud-wigshafen, Landau und Speyer oder gegen Vereine, die aus der Oberliga und Verbandsliga abgestiegen waren und somit eine ganz andere Infrastruktur hatten. Von den dort vorhandenen Sportstätten ganz zu schweigen. Außerdem erhöhte sich nochmals der finanzielle Aufwand für die Mannschaft. Dafür bekamen die Zuschauer in Bodenheim Spiele geboten wie wahr-scheinlich niemals zuvor.
Der VfB startete hervorragend in die Landesliga. Keines der ersten zehn Spiele ging verloren; die Mannschaft stand damit auf Tabellenplatz 2 hinter Fußgönheim. Die erste Niederlage handelte man sich gegen Ludwigshafen-Oggersheim (wenige Jahre später Regionalligist) ein. Schließlich beendete man die erste Saison in der Landesliga mit einem 10. Platz, mit dem alle zufrieden waren. Auch die Plätze 9, 5, 11, 8 und 4 in den Folgejahren können sich sehen lassen. Die Mannschaft hatte sich in der für ihre Verhältnisse sehr hohen Klasse etabliert.
Ende der Saison 2004 war es zu einem Trainerwechsel gekommen. Nach 6jähriger Tätigkeit als Spieler und Trainer trennte sich der Verein von Jasmin Sinanovic. Diese Trennung erfolgte nicht geräuschlos; es war wohl zu Differenzen zwischen Vorstand und Trainer gekommen.
Auf den Bosnier Sinanovic, dem der VfB viel zu verdanken hatte, folgte der Holländer Bert Balte, ebenfalls ein ehemaliger Profi (u.a. bei Mainz 05). Balte führte die gute Arbeit in nicht minderer Qualität bis zu seinem Ausscheiden Ende der Saison 2007/08 fort. In die laufende Saison ging der VfB mit Angelo Casa, der eigentlich für die zweite Mannschaft verpflichtet worden war. Vom neuen Trainer Reiner Jera trennte sich der Verein schon nach wenigen Wochen, nachdem sich gezeigt hatte, dass die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft überhaupt nicht stimmte und der Vorstand „die Reißleine“ zog. Mit Angelo Casa war vereinbart worden, die erste Mannschaft bis zur Winterpause zu betreuen.
Zu Beginn des Jahres 2009 übernahm Thomas Wex die schwierige Aufgabe, die zeitweise bis auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutschte Mannschaft vor dem Abstieg zu retten. Durch drei Siege in den letzten drei Spielen ist dies tatsächlich gelungen.
Hinter der ersten Mannschaft gar nicht verstecken musste sich die 1b-Mannschaft. Schon im ersten Jahr in der Kreisliga belegte sie Platz drei hinter den ersten Mannschaften von Saulheim und Nackenheim. Es folgten die Plätze 4, 3 und 5 in den Jahren danach. In der Saison 2006/07 (nun als Bodenheim II) ereichte sie einen tollen zweiten Platz, der zum Relegationsspiel um den Aufstieg in die Bezirksklasse berechtigte. Die beiden Spiele gegen Stadecken-Elsheim wurden erfolgreich bestritten, so dass der Aufstieg gesichert war.
Beide Bodenheimer Mannschaften spielen somit zur Zeit in den höchsten Klassen seit Bestehen des Vereines. Verbunden mit dem Erfolg der 1b bzw. Bodenheim II ist der Name Frank Bauermeister als langjähriger Spieler und Trainer der Mannschaft.
Auch für die zweite Mannschaft gestaltet sich die Saison 2008/09 sehr schwierig. Spieler-trainer Frank Brucherseifer, der für Angelo Casa eingesprungen war, und seine Mannen gerieten bald ans Tabellenende und müssen im Jubiläumsjahr leider in die Kreisliga absteigen.
In den Spielzeiten 2003/04 und 2004/05 stellte der VfB sogar drei Aktivenmannschaften. Mit der 1c-Mannschaft beteiligte sich eine Mannschaft, die sich fast ausschließlich aus Spielern, die gerade der A-Jugend entwachsen waren, zusammensetzte. Schon im ersten Jahr erreichte man punktgleich mit Harxheim/Gau Bischofsheim Platz 1 der Kreisklasse. Im Jahr darauf wurde überlegen die Meisterschaft in dieser Klasse gefeiert. Ein Aufstieg im Vorjahr war nicht möglich gewesen, da die 1b-Mannschaft noch in der Kreisliga spielte.
Dadurch, dass einige Spieler in der 1b gebraucht wurden und andere zu Nachbarvereinen abwanderten, musste die 1c-Mannschaft 2005 wieder zurückgezogen werden. Trotzdem dürfte der Erfolg einmalig sein: Zweimal Teilnahme am Spielbetrieb, zweimal Meisterschaft.
Größte Abteilung im Verein war und ist jedoch die Jugendabteilung. Über 200 Kinder und Jugendliche nehmen regelmäßig am Trainingsbetrieb und an den Punktspielen teil. In den meisten Jahren konnte von den Bambinis bis zur A-Jugend mindestens jeweils eine Mannschaft gemeldet werden.
Eine solche Größenordnung stellt natürlich hohe Anforderungen an den Verein. Es wird eine Vielzahl von Trainern, Betreuern, Sponsoren, Helfern und Fahrer benötigt, um den Trainings- und Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Auch die Eltern sind gefordert, ihre Kinder bei der Ausübung ihres Sportes zu unterstützen.
Wer einmal beim Training oder bei einem Spiel der Kleinsten dabei war und ihre Begeisterung sieht, weiß aber, dass sich der Aufwand lohnt.
Die gute Jugendarbeit des VfB wurde im Jahre 2004 mit die Verleihung der Sepp Herberger Urkunde durch den Südwestdeutschen Fußballverband gewürdigt.
Im Jahre 2005 übernahm Bernhard Walluf für die zurückgetretene Angelika Müller-Sturm die Führung des Vereines.
Zu einer Besonderheit kam es im Jahre 2006. Der VfB-Bodenheim hatte plötzlich eine Weltmeisterschaftsmannschaft in seinen Reihen. Die F1-Jugend hatte die erstmals ausge-tragene Mini-WM in Eich überraschend gewonnen. 56 Mannschaften aus ganz Rheinhessen nahmen an der Vorrunde für diese „WM“ teil; 24 an der Endrunde. Alle Mannschaften trugen mit großem Stolz die Trikots der an der „richtigen“ WM beteiligen Teams.
Die VfB-Jungs traten in der Endrunde in den Trikots der Schweizer Nationalmannschaft an. So konnte auch die Schweiz einmal eine Fußball-Weltmeisterschaft feiern. Entsprechend stolz war auch dann der Schweizer Konsul Othmar Hardegger, der die Buben zunächst in Oppenheim vor mehreren hundert Zuschauern beglückwünscht hatte und sie dann später noch mal in Bodenheim besuchte.
In der Mitgliederversammlung im November 2007 stellte sich Bernhard Walluf nicht wieder zur Wahl, so dass erneut ein erster Vorsitzender gewählt werden musste. Erfreulicherweise war Bernd Kauffmann, der bisher als Abteilungsleiter Fußball im Vorstand tätig war, bereit, sich zur Verfügung zu stellen und wurde einstimmig gewählt. Mit ihm geht der VfB 09 Bodenheim und seine rund 720 Mitglieder auch in sein Jubiläumsjahr.
In den vergangenen 100 Jahren engagierten sich neben herausragenden Persönlichkeiten, die zum Teil namentlich erwähnt sind, auch viele hundert Sportler, Trainer, Funktionäre, Mit-glieder, Helfer und Gönner für den VfB. Ohne deren uneigennütziger Einsatz hätte der Verein nicht bestehen können.
Der VfB 1909 Bodenheim bedankt sich deshalb sehr herzlich bei Allen, die den Verein in irgendeiner Weise gefördert und unterstützt haben.
In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass sich auch in Zukunft genügend Idealisten finden werden, die bereit sind, Zeit und Geld aufzuwenden, keine Mühen zu scheuen sowie Rückschläge und Kritik in Kauf zu nehmen, um den VfB Bodenheim zu fördern, damit das erreichte Niveau gehalten und der Verein weiter nach vorne gebracht wird.
Quellenangaben und Danksagung
Die Informationen zu diesem Artikel wurden überwiegend entnommen
Herzlichen Dank